interviewEL am Sonntag Emsland Kurier
Sonntag 25.2.2001
EL-Interview mit Hermann Lammers Meyer

GELD VERDIENEN STEHT NICHT AN ERSTER STELLE

Emsland (au)- Nach 28 Jahren im nationalen und internationalen Musikgeschäft verspürt er noch keinerlei Abnutzungserscheinungen. Das sagt Country - Musiker Hermann Lammers Meyer (48, Foto) aus Aschendorf In einem EL-Interview.

Lammers Meyer, der gerade in Berlin für seine Verdienste um die Country Musik in Europa den Preis "Spirit of Country Music 2001"verliehen bekommen hat, ist überzeugt, dass Emsländer dieser traditionellen amerikanischen Musik gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Mit seiner Band "Emsland Hillbillies", aus der mehrere bundesweit bekannte Musiker hervorgegangen sind hatte der Aschendorfer einen höchst erfolgreichen Auftritt vor 9 Millionen Zuschauern in Karl Moiks Fernsehsendung Musikantenstadl hinter sich. Dennoch würde Herman, the German, wie er oft im Ausland genannt wird, nicht ins Volksmusik-Genre überwechseln, auch wenn dort mehr Geld zu verdienen sei.

In seinen Texten finden sich immer wieder Begebenheiten aus dem Emsland, dennoch versteht sich Hermann Lammers Meyer nicht als Botschafter. Seine Lieder sieht er nach eigenem Bekunden als musikalische Kurzfilme, in denen er unterhaltsame, witzige und skurrile Geschichten erzählen will.

ALLES IST MÖGLICH, WENN MAN ES WIRKLICH WILL

EL-Interview mit Country - Musiker Hermann Lammers Meyer von Reinhard Fanslau

EL: Herr Lammers Meyer das Emsland ist eine ländlich geprägte Region, Country Musik kommt, wie es der Name schon sagt, auch vom Lande, wenn auch aus den USA. Wie aufgeschlossen sind Emsländer amerikanischer Country-Music gegenüber?

Lammers Meyer: Ich denke, dass der Emsländer der Country-Music gegenüber ebenso aufgeschlossen ist, wie der Ostfriese oder zum Beispiel der Rheinländer. Country-Music ist ja, wie man weiß, eine Weiterentwicklung verschiedener Volksmusikrichtungen aus verschiedenen europäischen Ländern wie Deutschland, der Schweiz, England, Irland oder auch Skandinavien. Durch die vielen Einwanderer in das, damals noch, gelobte Land Amerika wurden all diese ver­schmolzen, und Country-Music war geboren.

EL: Sie haben vor 28 Jahren begonnen, Country-Music zu machen. Wie fing alles an, und wie schützen Sie sich nach so langer Zeit gegen Abnutzungs- erscheinungen?

Lammers Meyer: Ja, es ist tatsächlich schon fast 35 Jahre her, als ich durch zufälliges Hören des amerikanischen Armeesenders AFN, der auch hier im Emsland auf Mittelwelle ausgestrahlt wurde, da die USA-Soldaten auch bei uns in Sögel stationiert waren, einen Music Sound entdeckte, der mich faszinierte und bis dato in seinen Bann geschlagen hat. Ich hörte eine Steel Guitar, eine Art Hawaii Gitarre in einem Lied, damals gesungen von Jim Reeves, der von Fernweh und dramatischen Abenteuern eines Cowboys handelte - und da war es um mich geschehen. Ich wollte alles wissen aus die­sem Bereich und begann mich zu informieren, es dauerte nicht lange und eine eigene Gitarre und Freunde, die ähnlich empfinden, brachten die Geschichte der Emsland Hillbillies 1973 in Schwung. Der Rest ist eigentlich schon Geschichte.  Ich bin seit 28 Jahren nun mit meiner Band oder auch Solo in der Welt auf Achse und spiele meine Auffassung von Country ­ Music, mal sehr traditionell oder auch schon mal mit lokalbezogenen deutschen Texten.  Abnutzungserscheinungen gibt es nicht.

EL: Country, im weiteren Sinne amerikanische Folklore, ist gar nicht so weit entfernt von Volksmusik.  Wäre das denkbar für Sie, in die Volksmusik zu wechseln?  Immerhin 'sind Sie auch schon mal bei Karl Moik aufgetreten.

Lammers Meyer: Nein, das wäre nicht möglich, da ich gar keine Beziehung zu dieser Art Musik habe, obwohl sicherlich sehr viel Geld damit zu verdienen wäre, aber das ist nicht das was ich möchte.  Ich möchte einfach meiner Auffassung von Musik treu bleiben, koste es was es wolle, und damit wären wir auch schon beim Punkt Karl Moik. Als er mich für seinen Musikantenstadl einlud, hat er mich so akzeptiert mit meinem Country Sound und auch so präsentiert, als Verfechter des Originalen.  Dafür kann ich ihm gar nicht genug dankbar sein. Das heißt, ich werde jede Einladung einer jeden Volksmusiks­how annehmen, ohne jedoch meine Richtung zu verändern oder anzupassen.

EL: Der Name Ihrer Band lautet Emsland Hillbillies', die Geschichte von Bauer Barnes Mühle', deren größter Hit, spielt in Rhede rechts der Ems, in vielen anderen Texten geht es immer wieder ums Emsland. Fühlen Sie sich zum Botschafter des Emslands berufen?

Lammers Meyer: Nein absolut nicht, ich möchte keine Botschafter- Funktionen haben, und auch in meinen Liedern keine Botschaften vermitteln, ich möchte eigentlich nur Geschichten erzählen, die unter­haltsam, witzig sind oder auch dann und wann etwas skurril scheinen. Manchmal sehe ich meine Lieder als 3-4 Minuten lange Kurzfilme, so auch die mystische Geschichte von Bauer Barnes Mühle, die von Ufos über Rhede/Ems erzählt und eigentlich nur zufällig im Emsland angelegt ist, sie hätte sich so auch in Oberfranken ereignen können. Ich hab diesen Song 1979 mit den Emsland Hillbillies' unter Leitung von Achim Reichel aufgenommen.

EL: Haben Sie als Country ­Musiker Kontakt zu anderen Bereichen der recht regen emsländischen Musikszene? 

Lammers Meyer; Ich kenne natürlich viele Musiker hier im Emsland, auch aus anderen Bereichen, ob sie nun als Tanzmusiker, Rockmusiker tätig sind oder in der Folklore arbeiten.  Sie sind alle professionell und machen das, was sie mö­gen, und darauf kommt es an: Mach nur das, was Du wirklich magst! Beispiele dafür, dass es wichtig ist: Horst Bösing, in frühen Zeiten Keyboarder bei den Emsland Hillbillies", ist nun ein gefragter Komponist. Kralle Kravinkel, als Gitarrist lange Zeit dabei, wurde als der Gitarrist mit der Mütze weltbe­kannt in der „Neuen deutschen Welle"- Band TRIO.  Aus Carl Walter Buskohl aus Ihrhove, zu Beginn Schlagzeuger, dann Gitarrist und Sänger bei den Hillbillies", wurde der berühmte Frontmann Carl Carlton, für Udo Lindenberg, Howard Car­pendale und Peter Maffay - unterwegs in der ganzen Welt.

EL: Sie haben in Ihrer langen nationalen und internationalen Karriere viele Auszeichnungen bekommen.  Welche von diesen oder weiches Ereignis war für Sie die größte Bestätigung?

Lammers Meyer: Da kommen wir wieder zurück zu Karl Moik, mein Auftreten bei ihm mit einem traditionellen Country Song.The Waltz Of The Wind von der gleichnamigen CD, war wohl eine große Auszeichnung, die von mehr als 9 Millionen Fernsehzuschauern europaweit gesehen wurde, und dementsprechend war auch die Reaktion. Dann natürlich die Reihe von Duetts, die ich mit Weltstar Willie Nelson aufnehmen konnte für meine CD .The Last Country Song', was mir klar machte, dass (fast) alles möglich ist, wenn man es wirklich anstrebt, Dazu kommen natürlich auch all die Preise und Awards aus aller Welt, für die ich unglaublich dankbar bin, und die eigentlich bestätigen, dass ich doch irgend etwas richtig zu machen scheine
 

 

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